Kaskade 003
Jonglieren in China¶
Letzten Mai hatte ich die Möglichkeit, China zu besuchen. Ich bin mit dem Trans-Siberien-Express gefahren. Natürlich habe ich zusammen mit meinem "Handbuch für Eisenbahnfans" und meinem chinesischen Sprachführer viele Reissäckchen und Jonglierbälle eingepackt.
Wir übernachteten in Moskau. Nachdem ich einige Minuten im Kreml jongliert hatte, mußte ich zwei Stunden lang Schlange stehen, um Eintrittskarten für den berühmten Moskauer Staatszirkus zu bekommen. An jenem Abend war Sergei Ignatov leider nicht auf dem Programm, aber ich sah einen imponierenden Jongleur, der mit fünf Ringen jonglierte, mit einem jonglierenden Affen als Partner!
Nach einer Nacht in Moskau fuhren wir sieben Tage lang mit dem Zug. Jonglieren kann man kaum im Zug, denn es gibt doch zu wenig Platz, aber an jedem Bahnhof sprang ich auf den Bahnsteig hinaus, um ein bißchen zu trainieren, zur Überraschung einiger Sowjetbürgern.
In Beijing (Peking) fingen wir mit einer intensiven Rundfahrt an, durch Tempel, Paläste, Parks und Pagoden. Während des aufregenden Reiseprogramms fand ich immer Zeit zu jonglieren. Ein Europäer, der nur an einer Straßenecke steht, zieht schon zwanzig Zuschauer an. Ißt er ein Keks, wächst die Zahl auf fünfzig an; wenn er gar zu jonglieren anfängt, drängen sich bis zu zweihundert Leute um ihn! Es hat den Chinesen sehr gefallen, von den Kindern bis zu den alten Männern, die sich an ihre Fahrräder lehnten. Alle lächelten über die Witze, und beklatschten meine fünf Bälle.
Viele wollten mitmachen, und es war kein Problem, die Zuschauer zur Teilnahme zu überreden. Ich habe kein einziges Mal einen Hut (oder eine Mütze mit einem roten Stern) rumgehen lassen, denn ich fand so etwas ganz unangebracht als Europäer in einem Entwicklungsland.
(Image: A man juggling beanbags in front of a building.) #todo
Foto: Jeremy Twyman
Ich habe einige chinesische Gaukler gesehen, aber keine Jongleure. Ich sah einen, der eine Schlange in seine Nase hineinschlüpfen ließ, und sie wieder aus dem Mund herausbrachte! Im Beijinger Jugendakrobatentheater gab es Jongleure. Wir sahen Antipoden-(Fuß-)jonglieren, Balancieren, Einradfahren, usw. Am folgenden Nachmittag ging ich wieder ins Theater zurück, und traf viele junge Künstler. Sie fanden es urkomisch, als ich mit meinen Reissäckchen zu jonglieren anfing. Obwohl wir uns nicht verständigen konnten, konnten wir zusammen werfen und fangen. Ich verstand ihre Bitte um sieben Bälle, aber ich mußte sie leider abschlagen!
Jonglieren ist eine wunderbare Art, Kulturbarrieren zu überwinden, und ich habe meinen Besuch in China sehr genossen. Ich hoffe, daß es auch den Chinesen gefallen hat!
Sam Scurfield, Bradford, England
P. S. Ich bin gerade aus Leningrad zurückgekehrt, wo ich einen hervorragenden Jongleur, Alexander Kusmin, kennengelernt habe. Nachdem ich ihn in einem Cabaret gesehen hatte, freundete ich mich mit ihm an und wir wurden gute Freunde. Er erzählte mir von seiner Zeit als Schüler im Moskauer Staatszirkus. Er kannte nur einen westlichen Jongleur, Anthony Gatto, aber er wollte gerne mehr wissen. Er erzählte seinerseits Geschichten über Sergei Ignatov und andere. Wir tauschten Requisiten und Adressen. Ein großer Jongleur, ein guter Freund.
Ein Amerikaner in Europa¶
Fünf Tage vor dem Europäischen Treffen wußte ich nicht, daß ich nächste Woche in Frankfurt jonglieren würde. Ideen kommen und Pläne ändern sich. Jon Wee, mein Partner in unserer Gruppe, "The 2 of Clubs", entschied sich, dieses Jahr zur Schule zu gehen, und ich wollte das nicht. Nachdem ich meine Freunde und meine Familie mit meinem plötzlichen Entschluß überraschte, verbrachte ich zwei hektische Tage mit Vorbereitung, Planung und Packen für meine Reise.
Ich flog nach Luxembourg mit Iceland Air (ein großer Fehler). Ich mußte von Minneapolis vier Mal umsteigen und mein Gepäck ging für 3 Tage verloren, aber glücklicherweise hatte ich die meisten Jongliersachen in meinem Handgepäck. Es war wie ein Traum. Ich fühlte mich wie eine science-fiction Figur in einem neuen Abenteuer. Ich hatte eine Karte, etwas gespartes Geld, keine Pläne (außer dem Jongliertreffen) und eine gute Fantasie. Das Jongliertreffen wurde zu dem besten, an dem ich teilgenommen habe. Die Atmosphäre war sehr entspannt und locker, gleichzeitig aber voller Energie und Unternehmungsgeist. Ich traf viele Leute von ganz Europa und bekam viele Adressen.
Die erste Woche verbrachte ich in Wiesbaden bei Uli Meister und Michael Bonnet. Natürlich war ich viel zu bepackt und so ließ ich die Hälfte meiner Sachen dort, während ich herumreiste.
An den ersten zwei Samstagen entdeckte ich die Möglichkeit, mich durch Straßenshows zu finanzieren und ich versuchte, meine Show zu verbessern. Ich hatte vorher immer in einer Gruppe gearbeitet und es waren für mich die ersten Soloauftritte. Ich mußte einige Sprachbarrieren überwinden. Ich kann einigermaßen Deutsch und so lief es in Deutschland OK, aber in Frankreich, Holland, Italien und Norwegen versuchte ich stumme Shows zu machen, mit einigen übersetzten Stichworten. Ab und zu benutzte ich auch Englisch.
Ich hatte von meinem Jonglieren letzten Sommer bei Colorado und Minnesota Renaissance Festivals einiges Geld gespart, aber ich beschloß, es möglichst nicht zu gebrauchen, solange ich meine Reise durch Jonglieren ausdehnen konnte. Wenn ich in ein neues Land kam, habe ich 50 DM in die neue Währung gewechselt und mußte mich mit jonglieren über Wasser halten. In Deutschland, Paris und London ging das ganz einfach. Sobald ich den besten Platz zum Spielen gefunden hatte, einen Platz für mein Gepäck und ein Haus zum Übernachten, konnte ich genug Geld zum Leben verdienen und hatte noch genug Zeit, meine Reise zum Urlaub zu machen.
Für mich war der beste Auftrittsplatz auf Deutschlands Fußgängerzonen, oder in einer Stadt wo ein Festival gerade stattfand. In Paris und London waren viele Künstler und du mußtest hart arbeiten, um einen guten Platz und eine gute Zeit zu erwischen.
Von Dezember bis Januar habe ich keine Straßenshows gemacht, weil ich das Geld nicht brauchte, aber ich habe andere gesehen und mit ihnen gesprochen, die trotz des kalten Wetters immer noch genug verdienten, besonders um Weihnachten herum.
Überall waren die Leute sehr freundlich zu mir und haben mich aufgemuntert, wenn ich einsam wurde bei meiner Reise allein. In jeder Stadt, in der ich Jongleure aufsuchte, um mit ihnen zu trainieren, waren einige, die alles daran setzten, es möglich zu machen. Ich war auch von den Jongliertreffen überall in Europa beeindruckt. In Wiesbaden, Mannheim, Amsterdam und Kopenhagen waren jeweils 10 bis 20 Leute, die sich jede Woche treffen. In London und Berlin waren mindestens zwei Treffen, wo über 25 Leute waren.
(Image: A man juggling clubs in a circle of people.)
Kaj beim Kreisspiel in Frankfurt Foto: Anthony Olins
Ein perfektes Beispiel für diese Jonglierbrüder/-schwesterschaft erlebte ich in Kopenhagen, als ich um 7 Uhr morgens mit dem Zug aus Oslo eintraf. Ich rief Erik und Susanne an und sagte: "Hallo, ich bin ein Jongleur. Ich fragte mich, ob es wohl möglich ist, daß wir uns treffen und zusammen jonglieren, ich bin für einen Tag hier." Das brachte mir ein gutes Frühstück, und ich traf mehr als ein Dutzend Jongleure. Sie besorgten eine Turnhalle zum Jonglieren (extra, weil ich da war) und wir jonglierten 4 Stunden. Dann bekam ich ein gutes Abendessen bei Per und Bina, auch Jongleure, und wurde zu meinem Nachtzug nach Hamburg an den Bahnhof gefahren.
Danke an alle, die dazu beitrugen, meine Reise so schön zu machen.
Wenn mich jemand auf seiner Amerikareise besuchen möchte, komm vorbei.
Kaj Fjelstad
VERANSTALTUNGSORT STRASSE: Marokko¶
von Danny Avrutick
Süd-Marokko hat eine lange Tradition in allen Bereichen der Straßenkunst. Schlangenbeschwörer, Märchenerzähler, Musiker, Komiker, Akrobaten, Heilkräuterverkäufer, sowie religiöse Prediger, und Lehrer der Wissenschaften, einschließlich Zahnmedizin. Alle können bei der Arbeit beobachtet werden, auf den staubigen Plätzen an den Sooks. Einige benützen improvisierte Megaphone, mit Autobatterien und verteilen Requisiten und merkwürdige Gegenstände vor sich auf Teppichen, um ihrem Image eine Aura von Autorität zu verleihen.
Sie sind immer von einer großen Menschenmenge umgeben. Das marokkanische Publikum ist geduldig und aufmerksam. Es scheint, daß es wegen jeden Straßenkünstler stehenbleibt und ewig zuguckt. Die Straßenunterhalter arbeiten schwere, lange Stunden unter der heißen Sonne, oft in großen Gruppen, oft für einen Hungerlohn. Sie singen, tanzen, spielen Clownnummern, machen Quatsch ohne Pause und Ende. Es ist nicht so, daß sie einen Kreis um sich sammeln, sie unterhalten, den Hut rumgehen lassen und die Leute wieder fortschicken. Vielmehr läßt sich die Masse vor dem Künstler nieder, und ab und zu geht er herum, um spenden aus den Leuten herauszuquetschen, mit allerlei Bitten, mit Rhetorik und Beschwörung von "Allah". Er macht lustige, sarkastische Bemerkungen, wenn eine besonders große Münze gegeben wird, und Drohungen, das ganze hinzuschmeißen, wenn der Ertrag mager ist.
Ich verbrachte meine ersten sieben Wochen in Marokko beim Beobachten, und beim Studieren des Dialekts, während ich manchmal auf den Dächern der billigen Hotels oder am Strand jonglieren übte. Manchmal machte ich mit den örtlichen Musikanten mit meiner Plastikflöte eine Session oder zeigte im privaten Kreis einigen Leuten Jongliertricks. Nach dieser Zeit trotz einiger Vorkenntnisse verschiedener arabischer Dialekte konnte ich immer noch nicht behaupten, den Sinn von dem, was gesprochen wurde, wirklich verstehen zu können.
Viele der Straßenkünstler erzählen scheinbar irgendwelchen Unsinn, bauen alles endlos auf, ohne jemals zu einer wirklichen Leistung zu kommen. Aber die Zuschauer bleiben ewig sitzen, und ich könnte nicht behaupten, das Subtile an dieser Prozedur begriffen zu haben. Vor allem die Zauberer scheinen nicht mal ansatzweise nach ihren verrosteten Chinesischen Ringen oder ihren zerfetzten Behältern zu greifen. Aber alle Aufforderungen zur Reaktion oder zur Teilnahme des Publikums werden sofort befolgt. Die Künstler fangen oft an zu beten, indem sie die hohlen Hände hinhalten oder die rechte hochhalten, und die Zuschauer gehen voll mit. Einmal hielt ich 5 Finger hoch, um meine Absicht zu signalisieren, mit 5 Stoffbällen zu jonglieren, und im Nu standen mir 5 junge Freiwillige zur Seite!
Na ja, da ich mich schon seit 13 Jahren als Straßenmusiker und -jongleur durchgeschlagen hatte, konnte es nicht ausbleiben, daß ich auch meine marokkanischen Erfahrungen in dieser Richtung vervollständigte.
Nach meinen Beobachtungen der anderen Künstler schrieb ich einen Vortrag in Arabisch auf, den ich auswendig lernte. Ich erzählte: "Ich komme aus Washington D.C., ich reise seit vielen Jahren durch verschiedene Länder, versuche etwas über deren Kulturen und Lebensweisen zu erfahren, und auch meine Kunst mit ihnen zu teilen."
Außerdem übersetzte ich (mit Hilfe eines Einheimischen) einige der Standard-Jonglierwitze und studierte auch sie ein. Ehrlich gesagt, hatte ich nie das Gefühl, wirklich verstanden zu werden, aber mit der Zeit hätte sich der geheimnisvolle arabische Humor bestimmt auch mir geöffnet!
Selbstverständlich achtete ich besonders auf die Sammelsprüche, und flehte im arabischen Stil: "Seht, wie schwer ich gearbeitet habe, und die Sonne ist heiß, und seht, wie müde ich bin, diese Künste erfordern jahrelange Übung, und obwohl ihr vielleicht denkt, ich sei ein reicher Amerikaner, ich kann euch versichern, ich bin nur ein armer, einfacher Mann wie ihr... Und ich weiß, daß ihr arm seid, aber wenn jeder von euch mir eine kleine Münze geben würde blablabla ... und der Segen Allahs wird mit euch sein."
Die wenigen Shows, die ich auf dem plaza und dem Sook in Agadir und auf dem Kamelmarkt in Goulimine spielte, liefen gut. Die Leute benahmen sich gut und es kam viel spontaner Beifall. Ich mußte mich natürlich an das marokkanische Tempo und den Geist der Zeitlosigkeit anpassen und es war angenehm, nicht das Gefühl zu haben, das ich beim Spielen in Europa hatte, nämlich mit einem Mordstrara und Power spielen zu müssen, weil sie sonst bei der ersten fallengelassenen Keule abhauen. Die eingenommenen 2 bis 3 Dollar in Dirham waren für dortige Verhältnisse ziemlich viel, und reichten aus, um ein billiges Hotelbett und Lebensmittel für einen Tag zu bezahlen. Wie immer ist es schön, die Hosentaschen wieder voller Münzen zu haben, wenn du es gewohnt bist.
(Image: A group of performers in a circle, some with musical instruments.)
Foto: Jugglers World
Noch was zu Straßenshows in Marokko: du kannst nicht einfach sagen: OK, das war's", und dann abhauen. Die Leute schauen genauso interessiert zu, wie du deine Sachen einpackst und du mußt dich fast aus dem Kreis hinauskämpfen, um dann abzuzischen und dich zu verstecken. Aber alles in allem war es nicht so schlimm, wie ich es erwartet hatte.
Nach ein paar Shows auf dem "Place Jemma el Fna" in Marrakesh wurde ich von einer örtlichen Akrotbatentruppe adoptiert und gemanagt. Ich beschloß, es mir gefallen zu lassen, um zu sehen, was passieren würde. Sie schlugen hypnotisch auf ihre Trommeln, redeten und redeten ohne Ende, brachten das Publikum in Stimmung, dann jonglierte ich, dann nach weiteren Vorträgen und Aufforderungen ließen sie mich mit einer Trommel zum Sammeln rumgehen, während der Truppenleiter neben mir stand und auf die Zuschauer einredete: "Kommt doch, helft diesem armen Jungen" und mich ermutigte, weiter herumzugehen, um diesen armen, zerlumpten Menschen Münzen abzumelken.
Ich hatte voll damit gerechnet, daß die Akrobaten das ganze Geld für sich behalten würden, und mich höchstens zu einer Tasse Tee einladen würden, aber zu meiner großen Überraschung stellte es sich heraus, daß sie mir alles geben wollten, obwohl sie selber hart gearbeitet hatten, um es zu verdienen. Ich teilte es dann 50/50.
Das Leben ist hart für die Menschen hier in Marokko, und sie rackern sich überall ab für ein paar Dirham. Aber wie immer ist es schön zu erleben, daß sich die guten, fleißigen Straßenkünstler durchschlagen können, und daß sie oft viel Spaß dabei haben.
Dieser Bericht wurde uns bei der Europäischen Jonglierwoche in Frankfurt gegeben.
BELGIEN '85 - Ansteckungsgefahr !¶
Alles was du immer schon über das Jongliertreffen in Louvain La Neuve und seine Organisatoren wissen wolltest, aber nie zu fragen wagtest
Es war einmal ein Student mit Namen Vincent Wauters, an einer Universität in der Nähe von Brüssel, im Königreich Belgien. Er war von einer merkwürdigen Krankheit befallen, er warf gerne Dinge in die Luft und fing sie wieder auf, nachdem sie immer verrücktere Flugbahnen beschrieben hatten.
Nun, diese Krankheit war ansteckend, sodaß er bald von einer Gruppe von angesteckten Anhängern umgeben war. Die Universität beunruhigte sich und stellte der Gruppe einen Abend pro Woche eine Halle zur Verfügung, um die Krankheit und die Ansteckung zu untersuchen.
Nichts konnte den Virus eindämmen und schließlich wurden die schwersten Fälle in Quarantäne in ein großes Haus gesteckt, das "Kot Jonglerie" Einige Zeit später beendete Vincent Wauters sein Studium, verbrannte sein Diplom und rannte davon, um einer Truppe chronischer Patienten beizutreten, dem "Cirque du Trottoir".
In der Zwischenzeit fuhr die Kot Jonglerie fort, unter der Leitung von Eddy Krzeptowski, Philippe Van de Weghe und Binet Valere, für die es längst keine Hoffnung auf Heilung mehr gab, die Universität zu infiszieren und zeigte Amateurshows mit den "Jolis Brius". Alle diese Verfluchten hatten ein Ziel: so viele Leute wie möglich anzustecken. So heckte Vincent Wauters krankes Gehirn die teuflische Idee aus, eine Zirkusschule mit Eddy und Philippe zu gründen. Und es wurde die "Ecole sans Filet" (Schule ohne Netz) geboren. Durch die Schule begannen Krankheiten wie Jonglieren, Einradfahren, Seillaufen, Akrobatik, Clownerie, Mime, Zauberei... sich immer schneller auszubreiten.
Als all diese Unheilbaren ihr Studium beendet hatten, ließen sie eine ganze Armee von angesteckten Studenten zurück, die die Sache weiter tragen.
Eddy ging zum Cirque du Trottoir und die Ecole sans Filet entwickelte sich gut. Sie ließ keine Möglichkeit aus, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zu lenken.
1983, kurz vor dem 6. europäischen Jongliertreffen, haben diese Verrückten die Idee ausgeklügelt, Hunderte von ähnlich besessenen Individuen zusammenzutrommeln. Aber in dem Jahr wurde der Wiesbadener Heilanstalt den Vorzug gegeben Das war nicht schlimm, es gab ihnen noch ein Jahr, um die Pläne zu vervollständigen. So gut sogar, daß sie in Frankfurt die Wahl ohne Gegenstimme gewannen allerdings hatten sie auch keine Gegner. Seitdem haben die armen Unglücklichen ein Treffen vorbereitet, daß in die Geschichte der Medizin und epidemologie eingehen wird. Als ein kleiner Vorgeschmack ist hier eine Vorschau:
Wann? 5., 6., 7., 8. September 1985
Wo? Louvain La Neuve, Blocry Sportzentrum (eine schöne große Halle)
Was wird passieren?
- freies Jonglieren, wie üblich
- Workshops wir versuchen, originelle und interessante Workshops zu organisieren, nicht nur Jonglieren, sondern auch verwandte Kunstformen: Zaubern, Akrobatik, Einradfahren.... Wenn du noch andere Ideen hast, oder einen Workshop geben willst, schreibe uns.
- Parade und Wettbewerbe am Samstagnachmittag werden wir uns alle auf dem berühmten, großartigen Grand Place von Brüssel treffen. Dort werden wir eine große Parade machen mit Wettspielen zum Spaß, Wettrennen, Einradspielen und Straßenshows. Fangt jetzt an, etwas für dieses große Happening vorzubereiten, das den Tag von jedem Brüsseler Bürger aufheitern soll.
- non stop video show wir werden tolle Jongliernummern während des ganzen Treffens zeigen. Du kannst deine eigenen Kasetten beisteuern.
- Öffentliche Show Sie wird am Freitag Abend sein. 6 Musiker werden die Show begleiten, du kannst auch deine eigene Musikkasette mitbringen.
- Super Music-Hall-Show ein wirklich tolles Ereignis am Samstag Abend. Du wirst die Chance haben, ungefähr 10 der größten Jongleure zu bewundern, die verschiedene Aspekte der Kunst zeigen. Wir erwarten Top-Profis. Diese Show wird natürlich für die Öffentlichkeit zugänglich sein, der wir hoffentlich die Augen für unsere Kunst öffnen können. Um den unvergeßlichen Abend abzurunden, werden wir alle eine fantastische Feuernummer machen. Vergiß deine Requisiten nicht.
(Image: Four people in various juggling poses.)
P.S. Es war uns natürlich nicht möglich, den Eintritt für diese Show mit dem Beitrag für das Jongliertreffen abzudecken. Allerdings wird der Eintritt nicht zu teuer sein und Jongleure bekommen eine Ermäßigung.
Wir haben noch mehr Überraschungen auf Lager. Halte die Tage in deinem Kalender frei. Wir sind sicher, daß du viele Ideen und Wünsche für das Treffen hast, bitte laß sie uns wissen.
JONGLEURE!¶
Das wird euch interessieren!
Musik: Taratataatataa
Liebe Verwandte und Freunde, wir freuen uns, sind stolz und geehrt, die Geburt eines neuen Kindes bekanntzugeben ....
Association Européenne de Jonglerie zu euren Diensten.
Beim Organisieren des 8. europäischen Jongliertreffens haben wir festgestellt, wie schwierig solch ein gemeinsames Ereignis ist, weil die Organisation der europäischen Jongleure fehlt. Da die Zahl der Jongleure schnell steigt, wird die Aufgabe noch schwieriger. Es gibt einfache, aber wirksame Lösungen dieses Problems und um diese in die Praxis umzusetzen, haben wir beschlossen, die A.E.J. die "Association Européene de Jonglerie" zu gründen. Ihre Hauptziele sind 3 an der Zahl:
- Europaweite Entwicklung und Rationalisierung der Organisation des Jonglierens
- Um das zu erreichen, muß ein permanenter, stabiler Kontakt aufgebaut werden. Wir werden eine Adressenliste von allen Jongleuren Europas zusammenstellen, egal ob sie zu den Treffen kommen oder nicht, egal, ob sie Mitglied in unserer Organisation sind. Dann muß eine Verbindung zwischen den Jongleuren hergestellt werden. Paul Keast und Gabi Hartmann könnten dank ihrer hervorragenden Zeitschrift "Kaskade" eine wichtige Rolle darin spielen. (Komplimente hört man immer gern d. Hrsg.) Kaskade könnte das Vehikel für Informationen sein, die Stimme der Jongleure und der A.E.J.. Diese Art der Kommunikation wird die Organisation von anderen interessanten gemeinsamen Aktivitäten möglich machen, wie Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse von verschiedenen Techniken des Jonglierens und verwandten Künsten mit bekannten Referenten.
- Entwicklung und Rationalisierung von Beziehungen zwischen europäischen Jongleuren und denen anderer Kontinente
- Wir haben mit unseren amerikanischen Freunden im IJA Kontakt aufgenommen und hoffen von deren Erfahrung zu profitieren und die zahlreichen Möglichkeiten des Austauschs zwischen Jongleuren in der Welt zu studieren.
- Die Unterstützung der verschiedenen Organisationsgruppen der jährlichen europäischen Jongliertreffen
- Durch Kontakte mit den vorherigen Gruppen können wir die gesammelten Erfahrungen weitergeben. Wir können den Organisatoren finanzielle Unterstützung geben, in Form von 100 belgischen Francs pro AEJ-Mitglied, die Teil des jährlichen Beitrags sein werden. AEJ-Mitglieder haben dafür verbilligten Eintritt bei den Treffen selber.
Wie kannst du Mitglied werden ?
Überweise 650 belgische Francs auf das Konto
der AEJ: C.G.E.R. 001-1709851-11
Dafür bekommst du:
- Ein Jahresabonnement für "Kaskade" (vom September 85 an wird die Zeitschrift in 3 Sprachen erscheinen)
- Ermäßigung von 100 Francs für den Eintritt bei den Jongliertreffen.
- Eine Adressenliste aller bekannten Jongleure Europas.
- Vorrang und Ermäßigung bei allen Aktivitäten die von der Assosiation organisiert werden.
- Wenn du Mitglied wirst, hilfst du Aktivitäten zu organisieren, an denen du ohne Extrakosten teilnehmen kannst, da das Abo für Kaskade und die Ermäßigung für die Treffen den Beitrag schon abdecken.
Die ersten Errungenschaften der AEJ
Ich will nicht mehr über das 8. europäische Treffen in Louvain La Neuve reden.
Ein Keulenschwingkurs in deiner Gegend:
In dieser ersten Serie von Kursen geht es um Keulenschwingen, die artistische und spektakuläre Manipulation von 2 Keulen. Sie wird von Allan Jacobs geleitet, Gewinner der U.S. Nationals beim IJA Kongress 1983. Er ist ohne Zweifel der beste amerikanische Künstler in dieser Disziplin, die in Europa noch recht neu ist. Allan Jacobs wird durch diesen Kontinent touren und auch in deiner Stadt sein Können lehren. Wie funktioniert das praktisch?
Jeder Kurs dauert 10 Stunden, verteilt auf eine Woche oder ein Wochenende. Alles in allem wird dies 15000 belgische Francs kosten (ausgenommen Allan Jacobs Unterkunft). Wenn also deine Gruppe oder mehrere Gruppen an solch einem außergewöhnlichen Kurs interessiert ist (außergewöhnlich, wenn man die Originalität der Sache, die Persönlichkeit des Referenten und den günstigen Preis in Betracht zieht), meldet euch bald, damit wir die Tour so gut wie möglich vorbereiten können.
Achtung! Allan Jacobs hätte auch gerne Engagements für seine Show, während er durch Europa reist. Seine Bühnenshow kostet zwischen 13000 und 15000 belgischen Francs. Wenn du in der Hinsicht helfen kannst, laß es uns gleich wissen.
Ich möchte abschließend sagen, daß ich hoffe, daß du von dem Interesse überzeugt bist, das jeder an der Entstehung der AEJ hat, und du nicht zögern wirst, unseren Reihen beizutreten. Das erste Jahr der Aktivitäten der AEJ beginnt nach dem Louvain La Neuve Treffen und wird nach dem nächsten Treffen enden. Natürlich kannst du in Louvain eintreten, aber du kannst sofort Mitglied werden, indem du deinen Beitrag auf unser Konto überweist.
Ich bin überzeugt, daß wir viele tolle Sachen zusammen machen können.
Eddy Krzeptowski
KASKADE workshop: PATTERNS¶
"Bevor du Geld ausgibst, lies diese Worte! Dieses Buch hat keine Handlung, keine Heldin, keine überraschende Auflösung, es ist nicht jugendgefährdend. Es ist keine leichte Lektüre Es wird nie in gekürzter Fassung im Readers Digest erscheinen. Patterns wurde geschrieben mit Hinblick auf eine besondere Leserschaft, nämlich Formationsjongleure. Es wird dir zeigen, wie man Keulen paßt, oder es wird zumindest dabei helfen. Es wird dich mit Hunderten von Gruppenjongliermustern bekanntmachen. Wenn du wirklich vom Passing begeistert bist und viel machen und darüber lernen willst, dann ist dieses Buch für dich geschrieben worden."
Mit diesen Worten schreckt Richard Dingman alle potentiellen Käufer ab, die irrtümlich denken könnten, dieses wäre schon wieder eine Jonglieranleitung. Dies soll nicht heißen, daß du ein Super-Passer sein mußt, um etwas von "Patterns" abzugewinnen. Im Gegenteil, es fängt mit den Grundsachen an:
Image: 30(木 IkehirleyIzzieBorisand Cookie #todo
2 Menschen 1 Keule ("2 p(eople) 1c(lub)"). Und mit dieser Kombination 2p 1c wird der Leser durch alle grundlegenden Würfe, die die Bausteine für die komplexen Muster darstellen, die später beschrieben werden, geführt. Auch wenn du das alles mit der rechten Hand kannst, ist die Vorstellung einige dieser späteren Muster irgendwann machen zu können, genügend Anreiz, um jeden Wurf auch noch mit der linken Hand zu lernen.
"Dabei kommst du dir manchmal total idiotisch vor, aber je schneller du beidhändig wirst, desto besser und manchmal ist es ein ganz gutes Training für das wirkliche Leben, sich idiotisch vorzukommen." (S.50)
Beidhändigkeit ist tatsächlich der Schlüssel zu unglaublichen Dingen, die du nie für möglich gehalten hättest. Mit so viel Mitgefühl und Geduld wie durch das geschriebene Wort herübergebracht werden kann, ermutigt dich Dingman, die psychologischen Sperren zu überwinden, die durch die Komplexität der Muster und der ungewohnten Bewegungsabläufe (besonders der linkshändigen) entsteht. Aber nicht nur im humorvollen Schreibstil zeigt sich Dingman als ein guter Lehrer, sondern auch in der Klarheit, mit der er komplizierte Dinge darstellt. Für jeden, der in Frust und Wut seine Keulen zertrampelt hat, weil er seinen Partnern nicht erklären konnte, was für ein Muster er gerne ausprobieren möchte, ist es eine Selbstverständlichkeit, daß eine klare und allgemein geläufige Sprache für solche Sachen her muß. Für die halbwegs Englischkundigen, die das Buch kaufen, wird diese Sprache Dingmans "Jugglish" sein. Vor allem seine Zählweise (die er zwar nicht erfunden, aber wahrscheinlich als erster systematisch aufgeschrieben hat) ist ein sehr wertvoller Beitrag zu einer Entwirrung der Jonglierkommunikation. Man kann sie leicht lernen und anwenden, und bald wirst du dich wundern, daß du überhaupt jemals ohne sie auskommen konntest!
Da, wo die Sprache ihre Grenzen erreicht, eilen Judy Gailens "Inchlings" zu Hilfe, "um zu unserer Erbauung alle Muster vorzuführen. Sie haben ein bemerkenswertes Talent für Jonglieren und Gehorsam." Diese kleinen Figuren werden in alle möglichen Konstellationen plaziert und jonglieren eine unbegrenzte Anzahl von Keulen. Sie sind besonders hilfreich, wenn es darum geht, Muster zu verdeutlichen, die aus vielen Menschen und/oder Gegenständen bestehen.
Und gerade solche Muster sind die größten Stärken dieses Buches. (Allerdings gibt es auch eine Menge Vorschläge für nur zwei Jongleure mit insgesamt 3 Keulen Abnehmen, zum Beispiel). Aber die Inchlings werden dir nicht beibringen können, wie man Trickwürfe macht. Diese, z.B. der "Fingerrollenpaß" oder der "französische Tennispaß", werden. zwar aufgelistet, aver Dingman weist daraufhin, daß man sie nur durch Beobachten und selber Experimentieren lernen kann.
Obwohl sich viele der beschriebenen Muster für eine spektakuläre Show vortrefflich eignen., wird dieser Aspekt der Vorführmöglichkeiten ausgeklammert und deiner eigenen Kreativität überlassen. Mit Recht, denn Auftrittsnummern nach Anleitung führen zu Stereotypen. Stattdessen hebt Dingman den Spaß hervor, den es machen kann, seine Vorschläge auszuprobieren, egal, wer gerade zuguckt. In diesem Sinne schlägt er einige eindeutig nichtolympische Spiele vor, z. B. dieses für 2 Personen, die sich gegenüber stehen und mit drei Keulen spielen: "Die Regeln sind folgende: alles ist erlaubt, aber die Würfe müssen gut (zumindest gut genug) sein, und du mußt den Rhythmus einhalten Verlangsamen oder Beschleunigen ist also verboten. Wenn du fallenläßt oder schlecht wirfst, verlierst du einen Punkt. Wenn du 10 Punkte verloren hast, darf dir jemand einen Zeh abbeißen."
Patterns ist sehr schwer zu transportieren(über 450 Seiten), aber wenn du das Buch endlich in die Trainingshalle geschleppt hast, läßt es sich sehr leicht und praktisch anwenden. Da es spiralgebunden ist, bleibt es an der richtigen Seite offen liegen, während du übst.
Du kannst eines von nur 200 Exemplaren vom Autoren selbst bestellen, indem du ihm $35 schickst (einschließlich Porto nach Europa). Da das Buch dir nichts nützt, wenn du ohne Jonglierpartner bist, kannst du vielleicht deine Freunde bitten, sowohl die Kosten als auch den Spaß zu teilen.
Dr. P. Luftiko
Buchbesprechung: Jonglierkunst im Wandel der Zeiten¶
Auszüge aus K.-H. Ziethens Gesamtwerk: "4000 Jahre Geschichte der Jonglierkunst"
Von außen sieht das Buch ganz unscheinbar aus. DIN A4, beige, mit schlichtem Titel und einer Zeichnung. Fast wie ein Schulheft. Ich schlage das Heft auf und mir springen auf jeder Seite lebhafte Bilder entgegen. Also erst mal Bilder angucken, so fange ich gerne ein Buch an. Fotos von Jongleuren, Plakate und Zeichnungen. Jongleure zu Fuß, zu Pferd, auf dem Seil, mit Kanonenkugeln, Tischen, Löffeln, und unzähligen anderen Dingen, die Menschen im Laufe der Jahrhunderte in die Luft geworfen haben.
Die Bilder zeigen alle "Wandlungen" der Jonglierkunst, von der Art und Anzahl der Gegenstände, die jongliert werden, bis zur Präsentation. Ein Buch zum Blättern, Gucken und Staunen, eine faszinierende Jongliergeschichte in Bildern, auch für Leute, die nicht gerne lesen.
Ich will das Buch aber auch lesen, zurück zum Anfang also. Der Anfang ist 1900 v. Chr. in Ägypten. Wirklich! So lange wird mindestens schon jongliert. Es folgen unzählige Informationen, wo, wie und wer irgendwann auf dieser Erde schon einmal jongliert hat. Im Römischen Reich wurde mit Glaskugeln und Brotkrümeln jongliert, der altnorwegische König Olaf Fryggeson jonglierte mit Lanzen, und 1753 jonglierte Anthony Maddox sechs Bälle auf einem Schlappseil. Und so geht es weiter, über 36 Seiten. Gibt es noch einen bekannten Jongleur, der hier nicht genannt wurde? Wohl kaum. Aber manchmal wäre es mir lieber gewesen, noch mehr kurze Lebensgeschichten über einzelne Jongleure zu lesen, anstatt viele Namen aufgezählt zu sehen, die ohne Geschichte eben nur Namen bleiben.
Vollständig kann und muß so ein Buch von 36 Seiten nicht sein, zumal es eine Zusammenstellung von Auszügen aus "4000 Years of Juggling" ist, Karl-Heinz Ziethens Mammutwerk von 760 Seiten mit 600 Fotos, bisher nur in englischer Sprache erschienen. Leider kenne ich dieses Gesamtwerk nicht, aber ich bin mir sicher, daß das unscheinbare Schulheft ein fast ebenso beeindruckendes Bild der Jongliergeschichte gibt. Und das zu einem Preis, den sich jeder Jongleur leisten kann. Und in einer Sprache, die jeder deutschsprachige Jongleur ohne Mühe verstehen kann!
Gabi Hartmann
Neues aus LONDON¶
von Charlie Holland
1985 fing gut an für Jongleure in London, nämlich mit zwei sehr unterhaltsamen und gekonnten Shows im Rahmen des 8. Internationalen Londoner Mime-Festivals, von Gruppen, die eine Menge Jonglieren in ihr Programm einbauen. Diese Gruppen waren Ra Ra Zoo und Plexus Mime Theatre.
Der Daily Telegraph schrieb die Kritik über Ra Ra Zoo (siehe unten), die den Kern der Show gut zusammenfaßt. Die saubere Keulenpassing-Nummer enthält z.B: Dave Spathaky (früher die eine Hälfte des Amazing Mendizies Juggling Duo) versucht in Sue und Stephens Passing einzusteigen, was nur Chaos erzeugt; eine 3-Personenlinie mit 10 Keulen, Sue in der Mitte wirft Doppeldrehungen über ihre Schulter zu Dave. Dave tauscht mit Sue und dreht sich mehrmals um 90°, das Muster bleibt erhalten. Die Show endet mit 9 Fackeln, im gleichen Muster gespielt. Alle drei Shows waren ausverkauft und Ra Ra Zoo bekamen ein Angebot, im September im New Yorker Westside Arts Theatre zu spielen. Bis dahin, geh und sieh sie dir an, wenn du die Chance hast.
Plexus besteht aus Robert Morse, Jyl Hewston und Joe Mori, die erklären: "Ein 'Plexus' entsteht durch das Ineinanderflechten verschiedener Elemente. Unsere Arbeit besteht aus dem Zusammenfügen der Fähigkeiten dreier Künstler, die sehr unterschiedliche Erfahrungen mitbringen: in den Bereichen Zirkus, Tanz, Pantomime, Musik, Kampfsport, Philosophie, American Football und Autoreperatur. Keiner von uns hatte eigentlich vor, in den Theaterberuf einzusteigen und vielleicht tun wir es auch nicht. Aber bis dahin..." Nach einer lustigen und gut gespielten ersten Halbzeit, die auf Pantomime und Bewegung basierte, wurde uns in der zweiten Hälfte Plexus als "Der Kurlytov Familienzirkus" vorgestellt, eine russische Truppe, die gerade in England gastiert. Sie sprachen eine Art Pseudo-Russisch (nehme ich zumindest an!), mit gelegentlich verständlichen Worten Zirkus, akrobatski. Da sie Probleme hatten, den Koffer, in dem ihre ganzen Jonglierrequisiten verstaut waren, aufzukriegen, waren sie zur Improvisation gezwungen: mit Kuhglocken und Tamborinen, Halstüchern einer Zwiebel, einer Pfanne und einem Gummihähnchen, mit 3 Basketbällen und einem Hut. Unterbrochen von einem lustigen Zwischenfall mit guten, spontanen Sprüchen als Reaktion auf einen Zuschauer, der tatsächlich Russisch konnte (KGBski), schafften sie es endlich, den Koffer aufzukriegen, um daraus 9 Keulen zu entnehmen, mit denen sie in verschiedenen 3-Personen-Formationen spielten. Als Höhepunkt verteilte Jyl an Robert und Joe, während der eine auf den Schultern des anderen stand.
Im März hatte "Barnum" im Londoner West End Premiere. Star dieses "showbiz circus spectacular", das frei nach der Lebensgeschichte des legendären Zirkusunternehmers gestaltet ist, ist wieder Michael Crawford, der diese Rolle schon in der vergangenen Londoner Spielzeit zu seiner eigenen gemacht hatte. Viel Charme und Energie ausstrahlend, zeigt er eine breite Palette gut angeeigneter Zirkusfähigkeiten. Der Besetzung gehört auch Richard Gauntlet an, der das Jonglieren und andere Zirkustechniken bei Terry Williams im Clown Alley, Bromley, Kent, gelernt hat. Terry gibt Samstag nachmittag Workshops. Der gelernte Akrobat gibt auch Unterricht in Jonglieren, Einradfahren, Seillaufen und verkauft Requisiten.
Die zwei wichtigsten Jonglierworkshops in London im Oval House und in der Jubilee Hall (siehe Jongliertreffen) sind am wachsen, was sowohl die Anzahl der Teilnehmer als auch die gezeigten Fähigkeiten anbelangt: 7 Bälle-Solo, 8 Keulenpassing, etc. Die Atmosphäre ist locker und freundlich, gegenüber Anfängern sowie Fortgeschrittenen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, wenn du in London bist.
Ein Intensivkurs in Zirkustechniken fand im März statt. Max und Sue (The Oddball Juggling Co) gaben Unterricht im Jonglieren. Dieser Kurs, bei dem man auch Akrobatik, Balance, Trapez und Hochseil lernen konnte, zeigte das Potential für eine permanente Einrichtung dieser Art in London.
(Image: A man juggling clubs in a black and white photo.) Jesse Timberlake beim Covent Garden Workshop Photo: Anthony Olins
Shows, Festivals, etc.¶
Am Samstag den 26. Mai findet das zweite jährliche Covent Garden Jonglierfestival in der Jubilee Hall (neben der "piazza") statt. Außer Spielen und Workshops bietet es auch eine ideale Gelegenheit für Jongleure aus allen Ecken Großbritanniens, zusammenzukommen und Ideen auszutauschen. Andere Termine für den Kalender sind: 21.-23. Juni: Glastonbury Festival im Somerset, mit wahrscheinlich ziemlich vielen Jongleuren auf der Theaterwiese.
- 1.-4. August: Moskauer Staatszirkus in der Royal Concert Hall Nottingham. Das erste englische Gastspiel seit 10 Jahren. Das zweistündige Programm (ohne Tiere) zeigt hervorragende Clowns (z.B. Oleg Popov), Jongleure und Akrobaten.
Weitere Einzelheiten über diese Veranstaltungen sind von mir zu erhalten. Ich würde mich freuen, Artikel oder Nachrichten über irgendwelche anderen Veranstaltungen in Großbritannien zu bekommen, die später in "Kaskade" erscheinen könnten.
In eigener Sache¶
von Gabi
Hier sitzen wir nun zum 3. Mal in einem Wust von Papier, Briefen, Bleistiften, Schreibmaschine, Letraset, Schere, Kleber, Kaffee und Kuchen, und das Ergebnis wird KASKADE No.3 sein, die ihr in der Hand haltet. Diese No. 3 ist eine schwere Geburt, denn wir sitzen nicht nur zwischen den Stapeln von Kaskade, sondern auch in einer neuen, halbeingerichteten Wohnung. Wer kennt das Umzugschaos nicht! Aber für euch heißt das nur: Merkt euch unsere neue Adresse: Annastraße 7 6200 Wiesbaden Tel. 06121 425938
Zur Einweihung der neuen Wohnung wurde letzte Woche bei uns eingebrochen, als wir bei einem Theatertreffen einen Jonglierworkshop leiteten. Unter anderem haben die Diebe die Kaskade-Kasse mitgehen lassen, in der etwas Bargeld und eine Menge US $ Schecks waren, die wir, um Kosten zu sparen, immer eine Weile sammeln und dann zusammen einlösen. Ein sehr ärgerliches Ereignis und nicht gerade ermunternd was Kaskade angeht. (Wenn ich den erwische, kriegt er eine Keule vor den Kopf!)
Aber es gibt auch gute Neuigkeiten bei uns. Seit Anfang April haben wir beide unsere Jobs hinter uns gelassen und sind nun Vollzeitjongleure (vollkommen verseucht und unheilbar krank, wie Eddy Krzeptowski es sagen würde). Das heißt, wir haben etwas mehr Zeit, uns um die stetig wachsende Zahl der Abos zu kümmern. Es heißt allerdings nicht, daß wir unsere Zeit dazu benutzen, Kaskade zu schreiben, vor allem wollen wir das auch gar nicht. Wir möchten die Sammelstelle für alle interessanten Neuigkeiten sein und sie an andere weitergeben. Aber wir brauchen dafür eure Artikel.
Jeder von euch erlebt Geschichten, die etwas mit Jonglieren zu tun haben, viele machen Erfahrungen mit Auftritten oder Workshops. Schreibt sie auf, macht Fotos und schickt sie uns. ihr könnt auch Fotos ohne Geschichte schicken, gemalte Geschichten, was ihr wollt. Wir können nur Anregungen geben über Themen, die wir gerne hätten. Z.B. möchten wir über Zirkusschulen berichten, oder über gute Zirkuskunst-Workshops. Schreibt uns auch eure Meinung, was haltet ihr von Kaskade, was denkt ihr über einzelne Artikel? Z.B. was haltet ihr von der Idee der A.E.J.? Ich persönlich würde gerne mehr von Jongleusen hören. Es gibt viele, aber bis jetzt haben wir nur Artikel von Jongleuren bekommen. Außerdem fehlen uns immer noch Veranstaltungshinweise. Wenn ihr von Theater, Jonglier- und andere Festivals, Workshops usw. hört, bitte schreibt uns.
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